Gemalte Musik bei Michelle Jezierski

Im Atelier von Michelle Jezierski riecht es nach Ölfarben und der Boden ist so bunt, dass er auch ein bisschen aussieht wie ein Kunstwerk. Beeindruckend sind außerdem die riesigen Fenster, die manchmal sogar zu viel Sonne ins Atelier lassen. Weil das beim Malen stört, hat Michelle weiße Vorhänge, die sie dann zumachen kann.

Ansonsten spielt Licht aber eine wichtige Rolle in ihren Arbeiten. Inspirieren lässt sich Michelle oft vom Himmel, von Wolken und Landschaften, die sie fotografiert und in einer Ecke ihres Ateliers aufhängt. Das Licht ist dabei wie ein Pinsel, der die Landschaft in verschiedenste Farben taucht. Als Kind mochte Michelle am liebsten Hellblau, und auch wenn sie sagt, dass sie heute alle Farben mag, können wir doch immer noch verdächtig viel Hellblau auf den Leinwänden um uns herum entdecken.

Das Atelier der Künstlerin Michelle Jezierski ist voll mit bunten Ölfarben.
Das Atelier der Künstlerin Michelle Jezierski ist voll mit bunten Ölfarben.

Michelles Malereien haben ganz unterschiedliche Formate, sind aber immer in einzelne Fragmente, also kleinere, oft streifenförmige Einheiten unterteilt. Das sieht so aus, als hätte sie eine Landschaft gemalt, sie dann in Streifen geschnitten und neu zusammengesetzt, so wie sie es an ihren Papiercollagen zeigt. Bei den Gemälden passiert das Zerteilen und Zusammensetzen aber bereits in ihrem Kopf, bevor das Bild auf die Leinwand kommt. Die Landschaft ist dann nicht mehr klar erkennbar, aber dafür andere Dinge, zum Beispiel Gefühle oder Stimmungen. Michelle findet es gut, dass jede Person etwas anderes in ihren Bildern sieht.

Als wir Michelle fragen, warum sie sich Streifen als Form ausgesucht hat, sagt sie, dass auch das etwas mit Licht zu tun hat: Die streifenartigen Neonlichter in Las Vegas haben sich in ihr Gedächtnis eingebrannt, als sie ein Semester in den USA studiert hat. Als sie uns später erzählt, dass der Tiger ihr Lieblingstier ist, glauben wir aber, dass die Streifen sicher auch etwas damit zu tun haben.

Ein Kind der Ephra-unterwegs Gruppe interviewt die Künstlerin Michelle Jezierski.

Außerdem spricht Michelle viel über Musik, weil sie damit aufgewachsen ist. Das sehen wir auch auf einem alten Foto in ihrer Küche, auf dem sie als Kind mit einem Blasinstrument neben ihrem Papa zu sehen ist. Ihre Eltern machen beide Musik von Beruf. Früher dachte Michelle, dass sie vielleicht auch Musikerin werden will, aber das Malen hat ihr dann besser gefallen. Darüber ist sie auch ganz froh, weil Bilder im Stillen gemalt werden können, bevor sie gezeigt werden. Musik dagegen wird oft live auf einer Bühne gespielt, das wäre für Michelle etwas zu aufregend. Trotzdem ist Musik sehr wichtig für ihre Bilder. Wenn wir uns die vielen verschiedenen Arbeiten angucken, fühlt es sich auch ein bisschen so an, als würden die Streifen in jedem Bild einem anderen Rhythmus folgen. Und wenn wir ein Auge zukneifen, werden sie vielleicht sogar zu Notenlinien.

 
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