In der Wirklichkeitswerkstatt von Lilla von Puttkamer

Das Atelier von Lilla von Puttkamer ist eine richtige Schatzkiste: Der Boden strahlt vor Farbklecksen; die Wände sind voller Bilder; es gibt selbstgebastelte Maschinen, die Töne machen; an der Decke hängt ein zweidimensionaler Kronleuchter aus Holz und wir entdecken allerlei Haushaltsobjekte, Farben, Pinsel sowie Telefone und andere Alltagsgegenstände aus Ton.

Das Atelier von Lilla von Puttkamer ist mit vielen Holzgegenständen gefüllt.
Kinder der Ephra unterwegs-Gruppe schauen die Kunstwerke Lilla von Puttkamers an: farbige Karten und alte Schuhe.

Nicht alles, was wir hier sehen, ist von Lilla selbst – schnell finden wir heraus, dass die Musikmaschinen von Albert Fersch stammen, den eine andere Ephra unterwegs-Gruppe auch schon besucht hat. Albrecht ist Lillas Partner, mit dem sie sich das Atelier teilt und auch manchmal zusammenarbeitet. (Dann nennen sie sich „Die Geopoeten“.) Lilla macht es großen Spaß, gemeinsam mit anderen Künstler*innen Kunst zu machen. Oft lässt sie sich auch von anderen Personen und Freund*innen zu Werken inspirieren. Zum Beispiel hängt an der Wand ein großes Bild von einem Stuhl, der fast vollständig von einem gemalten Kleiderberg bedeckt ist. Den Kleiderberg gibt es wirklich und er gehört einer Person, die Lilla kennt.

Gemälde der Künstlerin Lilla von Puttkamer, die Kleidung darstellen.

Kleidung malt Lilla sehr gerne, weil Stoffe viele Geschichten erzählen können – persönliche Geschichten oder kulturelle Traditionen, die in Muster und Farben eingewebt sind. Außerdem wird Kleidung von Menschen als Hülle getragen, mit der sie sich ausdrücken, hinter der sie sich aber auch verstecken können.

Die Künstlerin Lilla von Puttkamer zeigt eines ihrer Werke in ihrem Portfolio.

Wenn Lilla dieses Bild ausstellt, leiht sie sich die Kleider aus und arrangiert sie auf dem Stuhl genauso wie auf dem Bild. Original und Abbild werden dann nebeneinander gezeigt. Dabei kann gar nicht mehr so richtig gesagt werden, was eigentlich das Original und was das Abbild ist: Schließlich ist der Kleiderberg der Ausgangspunkt des Bildes und das Bild der Ausgangspunkt des Kleiderbergs. Das findet Lilla klasse, weil die Frage danach, was „echt“ ist, sehr häufig gar nicht so einfach beantwortet werden kann.

Besonders ist bei Lillas Malerei außerdem, dass sie oft nicht (nur) als Bild an der Wand hängt, sondern auch in den Raum greift – zum Beispiel durch den „echten“ Kleiderberg auf dem Stuhl, der zum Gemälde dazu gehört. Manchmal malt sie außerdem Objekte auf Holz und sägt sie dann aus, wie den Kronleuchter, der an der Atelierdecke hängt und uns an eine Requisite oder Theaterkulisse erinnert. Ein bisschen scheint es so, als male Lilla sich die Welt, wie sie ihr gefällt!

Darauf haben wir auch Lust und dürfen selbst eine ganz besondere Maltechnik ausprobieren: Lilla schlägt Eier in kleine Schalen und wir geben bunte Pigmente dazu, also Farben in trockener Pulverform. Auf kleinen Paletten vermischen wir die Pigmente mit dem verquirlten Ei und können so in leuchtenden Farben malen, was uns in den Sinn kommt. Am Ende legen wir alles aus. Einem Kind gefallen die Farbkleckse auf dem Atelierboden immer noch am allerbesten. Jemand anderes hat ein T-Shirt mit einem Dino auf sein Papier gemalt. Das finden wir so klasse, dass wir am liebsten sofort reinschlüpfen würden. Natürlich ist es nur auf Papier und zu klein zum Anziehen. (Lillas Kronleuchter kann ja auch nicht wirklich angeknipst werden.) Das Schöne ist aber, dass die Kunst uns dabei helfen kann, Dinge zu erträumen und auszuprobieren. Manchmal kommt man dabei auf Ideen, wie die Wirklichkeit gestaltet werden kann. Das Dino-Shirt ist jetzt auf jeden Fall fest in Planung. Als wir uns von Lilla verabschieden und die Sonne durch die offene Ateliertür fällt, scheint es, als funkelten die gemalten Kristalle des Kronleuchters als wären sie wirklich aus Glas.

Ein Kind der Ephra-unterwegs Gruppe malt auf den Boden.
Kinderzeichnungen der Ephra-unterwegs Gruppe werden in Lilla von Puttkamers Atelier gelegt.
 
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Landschaftsflüge mit Zuzanna Skiba

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Zu Besuch beim Klangforscher Albrecht Fersch