Jeppe Hein und die Kunst des Spielens

Im Atelier von Jeppe Hein riecht es schon morgens lecker nach Mittagessen. Wir treffen uns nämlich in der großen Küche, in der gekocht wird für die vielen Menschen (zurzeit sind das 15), die Jeppe dabei helfen, seine oft verrückten Ideen in Objekte oder Architektur zu verwandeln, sie auszustellen oder zu verkaufen und den Überblick über die vielen Projekte behalten.

Ausstellung von vielen bunten und spiegelnden Arbeiten des Künstlers Jeppe Hein.
Ausstellung von vielen bunten und spiegelnden Arbeiten des Künstlers Jeppe Hein.

Da diese Woche bei Jeppe besonders viel los ist, kann er selbst nicht da sein. Deswegen zeigen uns seine Kolleg*innen Stephan und Sophie alles und wir haben den Eindruck, dass sie auf die vielen bunten und spiegelnden Arbeiten mindestens genauso stolz sind wie Jeppe selbst.

Ein Kind der Ephra-unterwegs Gruppe steht vor einer interaktiven Wand inmitten der Ausstellung.

Zuerst führt uns Stephan durch die Ausstellung, die ganz anders ist, als Ausstellungen im Kunstmuseum. Hier dürfen wir in Boxen greifen, Gegenstände fühlen (Kreide!) und Tropfen riechen (Zitrone!). Zwar hängen auch Bilder an der Wand, aber die sind keineswegs nur zum Anschauen da: Sie bestehen aus leeren Kreisen, in die wir zeichnen, wie wir uns gerade fühlen. Wir verpassen der Ausstellung viele lachende Münder und riesige Zahnreihen, aber auch ein paar hochgezogenen und gekräuselte Augenbrauen.

Stephan nimmt uns danach mit hinter die Kulissen; hier sind viele Arbeiten gerade erst im Entstehen – zum Beispiel eine Uhr in Form einer riesigen Kugel auf dem Dach eines Hauses, die zu jeder Viertelstunde in die nächste Ecke rollt. Wir fragen uns, woher die Leute denn wissen, dass das eine Uhr sein soll? Stephan ist sich sicher, dass sich die Menschen erst wundern und deswegen mit vielen anderen darüber sprechen werden. Im Nu weiß dann die ganze Stadt Bescheid. Und genau das findet Jeppe gut: Er möchte die Menschen überraschen mit seiner Kunst (nicht nur damit – Sophie verrät uns, dass Jeppe Überraschungen liebt und Partys am liebsten heimlich vorbereitet). Und er möchte, dass die Leute mit anderen über seine Kunst sprechen oder über die Gefühle und Ideen, die sie bei ihnen auslöst. Deswegen steht ein Großteil seiner Arbeiten auch auf öffentlichen Plätzen, so dass sie möglichst viele Menschen sehen können, auch ohne ins Museum zu gehen.

Der Künstler Jeppe Hein steht vor einer interaktiven Wand, die Teil der Ausstellung ist.
Ein Kind der Ephra-unterwegs Gruppe klettert an einer roten Straßenlampe an der Wand hoch.

Außerdem ist Jeppe wichtig, dass die Menschen mitmachen bei seiner Kunst. Zum Beispiel baut er gerne Bänke, die eine Lücke in der Mitte haben oder aussehen wie ein Looping. Dass Kinder die Kunstwerke zum Skaten benutzen, findet er gut. So werden sie Teil der Stadt und des Lebens ihrer Bewohner*innen. Das mit dem Mitmachen finden wir auch klasse und probieren das an einer großen roten Straßenlaterne aus, die nicht gerade, sondern in sich verdreht ist. Einer von uns kommt sogar ganz oben an. Kunst kann nicht nur schön sein, sondern auch richtig Spaß machen!

Als uns Sophie durch das Architekturbüro und den Hinterausgang auf einen Spielplatz nach draußen führt, glauben wir zuerst, dass der zu Jeppes Atelier dazugehört (schließlich ist es drinnen auch ein bisschen wie auf dem Spielplatz). Sophie lacht und schüttelt den Kopf: Der Spielplatz ist nur zufällig hier.
Aber vielleicht war es ja gerade diese Fontäne und die Kinder, die darin gespielt haben, die Jeppe zu seinen zahlreichen Wasserspielen inspiriert haben, die jetzt auf der ganzen Welt zu sehen sind.

 
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Von Körpern und Spuren bei Nicole Wendel